Friedrich Sieggrün war in der Frühphase der Hamburger Schule eine wichtige Persönlichkeit, die zur schnellen Verbreitung von Alfred Witte's neuen Erkenntnissen einen großen Anteil gehabt hat.
Auf dem Leipziger Astrologenkongress 1923, prägte Friedrich Sieggrün den Begriff "Hamburger Schule". Dieser Begriff steht noch heute als Synonym für die Methoden Alfred Wittes in Deutschland. Diese Bezeichnung wurde später von dem Astrologen-Verein Hamburger Schule (1925) weitergeführt.
In dem von Friedrich Sieggrün gegründeten Kepler-Zirkel, wurde Alfred Witte im Jahr 1919 erstmals als Gastredner eingeladen. Dieser Vortrag kann als Initialzündung für eine neue Bewegung gesehen werden, denn erstmals trafen Friedrich Sieggrün, Alfred Witte und Ludwig Rudolph gemeinsam an einem Ort zusammen. Drei Persönlichkeiten, die in den Folgejahren die maßgeblichen Grundlagen für die Verbreitung eines neuen astrologischen Systems legten. Ohne Friedrich Sieggrün's Initiative wäre die Geschichte vermutlich anders verlaufen.
Stellvertretend für Witte, trat Sieggrün's öffentlich auf und warb für die ernsthafte Auseinandersetzung mit Wittes neuen Methoden. Sieggrüns herausragende Stellung zu der damaligen Zeit ist daran erkennbar, dass er in den ersten Jahren den Vorsitz des Astrologen-Vereins anführte, unterstützt von den Vorstandsmitgliedern Alfred Witte, Ludwig Rudolph und Hans Rügamer.
Alfred Witte selbst hatte Schwierigkeiten eine angemessene Sprache für seine neue Sichtweise zu finden. Den meisten Lesern seiner Artikel war seine Vorgehensweise zu mathematisch, zu technisch, zu neu oder zu schwer verständlich. Doch durch lesen allein kann man diese Techniken nicht erlernen, sondern nur mit praktischer Prüfung und Nacharbeit. Diejenigen, die die Artikel nicht nacharbeiteten, waren geneigt die Methode abzulehnen. Im Kepler-Zirkel gab es für Witte dagegen die Gelegenheit die Methode vor interessiertem Publikum in verständlicher Weise zu vertreten.
1925 wurde vom Theosophischen Verlagshaus eine lang erwartete erste zusammenhängende Schrift über die Witte'sche Astrologie veröffentlicht: "Die Hamburger Astrologenschule". Die Schrift gliederte sich in zwei Teile.
Der erste (technische) Teil wurde von Wilhelm Hartmann geschrieben, einem Astrologen der Astronomie studierte und später die Leitung der Nürnberger Sternwarte übernahm. Der zweite (praktische) Teil wurde von Friedrich Sieggrün geschrieben. Die Schrift können Sie in dem Buch "Der Mensch, eine Empfangsstation kosmischer Suggestion" auf den Seiten 297-358 nachlesen
In Sieggrün's Beitrag (Der Mensch... , Seiten 326-358) werden Methoden dargestellt, die auch aus heutiger Sicht als Grundlagen der Hamburger Schule betrachtet werden können. Sofern Sie mit der Materie vertraut sind, werden sie dennoch Besonderheiten feststellen können, weil manche Darstellung ungewöhnlich erscheinen. Das liegt zum einen daran, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Textes die Methode Wittes noch nicht den Status eines Systems erlangt hat. Es gab noch Unklarheiten wie die neuen Methoden in Textform in einer einheitlichen Sprache präsentiert werden können. Manche Methoden werden heute weniger verwendet oder sie sind vielen gar nicht bekannt. So wird der Umgang mit der Gradscheibe unter Verwendung von zueinander drehbaren Horoskopen seit der Verwendung des Computers kaum mehr geübt. Doch genau diese Arbeitsmethode ist das bahnbrechendste Merkmal der Astrologie Wittes. Mit dieser technischen Grundlage war es lange Zeit vor der Einführung des Computers möglich verschiedene komplizierte Berechnungen auf einfache Weise durchzuführen. Die Arbeitsmethode und die Darstellung in schriftlicher Form, ist sehr von den Arbeitsgeräten beeinflusst die zur Anwendung kommen. Um diesen alten Text von Sieggrün nachvollziehen zu können, muss man die Arbeitsgeräte und deren Anwendungsmöglichkeiten kennen.
Eine andere Möglichkeit wäre, die Schriftform von Sieggrün in heutiger Schreibweise darzustellen. Hier und dort werden sich dann komplizierte Formeln ergeben, und sie werden sich fragen warum komplizierte Formeln nötig sind. Tatsächlich ist es aber einfach zu erkennen, sofern man das Arbeitsgerät richtig anzuwenden weiß.
Ludwig Rudolph schrieb, dass die Schrift "Die Hamburger Astrologenschule" nie zu einer Standart-Schrift für die Hamburger Schule geworden ist. Nur wenige Jahre nach dem die Schrift veröffentlicht wurde, gab Friedrich Sieggrün den Vorsitz auf und zog sich aus dem Vorstand zurück. Er wurde weiterhin als wichtiger Vertreter der Hamburger Schule betrachtet, obwohl die Mitglieder des Vereins Sieggrün in einigen Punkten nicht mehr folgen wollten. Alfred Witte und Ludwig Rudolph blieben mit Sieggrün kollegial verbunden. Die Entwicklung der "Hamburger Schule" als System vollzog sich schließlich ohne die direkte Einflussnahme Sieggrüns. Unstrittig ist jedoch Sieggrüns Einfluss auf die Hamburger Schule, denn eines seiner Grundsätze war sinngemäß, dass Astrologie auf astrologisch-wissenschaftlicher Überprüfbarkeit beruhen sollte.