Alfred Witte hat in den Jahren 1923-1924 vier astrologisch berechnete Transneptuner veröffentlicht.
Betrachtet man die Berichte wie Alfred Witte seine Transneptuner gefunden oder berechnet haben soll, so findet man häufig Hinweise auf Wittes astrologische Beobachtungen während des ersten Weltkriegs (1914-1918). Dies ist eine Fehlinterpretation. Witte war astronomisch interessiert und kannte die Suche nach noch unbekannten Planeten der Astronomen. Bis 1920 gibt es allerdings keine Belege, dass Witte eigene Berechnungen vorgenommen hatte.
Folgender Vergleich verdeutlicht, dass sich Witte erst nach 1920 mit der astrologischen Berechnung von unbekannten Planeten beschäftigt hat.
Witte schrieb April/Juni 1920 in dem Artikel: "Die magnetischen Farben der Tierkreiszeichen" (Astrologische Rundschau; "Der Mensch ... ", S.23), wie er durch ein Experiment anhand des Farbenspektrums sich die Aufteilung im Planetensystem vorstellt
"In gleicher Anordnung stelle ich mir das Planetensystem vor.
Werden danach die Planeten mit den Farben bezeichnet, so hätten:
[...] die noch nicht entdeckten Planeten, wie »Pluto«, von Levevrier berechnet Indigoblau;
dann folgen [A] violett und [B] lavendel."
Im Text wurden statt A und B, alpha und beta genannt. Die weiteren noch unbekannten Planeten wurden hinter LeVerriers »Pluto« eingereiht. Der heutige Pluto war noch nicht bekannt, sondern es war Urbain LeVerriers (1811-1877) eigene Bezeichnung für einen noch unbekannten Planeten. Erst 1930 wurde ein Planet gefunden, der tatsächlich »Pluto« genannt wurde. Dieser war nicht mit LeVerriers Berechnungen vereinbar, doch dies ist eine andere Geschichte.
Eine alte Gradscheibe aus dem Rudolph-Archiv zeigt Einträge, die wir heute als Cupido, Hades und Zeus bezeichnen:
Die Farben violett und lavendel wurden hier nicht wie in dem Text von 1920 den Buchstaben A und B, sondern jetzt B und C zugeordnet. A erhält jetzt eine andere Färbung rötlich-blau. Wir erkennen an der Symbolik Venus mit Jupiter, die Eigenschaften des Cupidos wieder.
Aus dem Vergleich, können jetzt folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:
- Wie aus der Gradscheibe ersichtlich, wurde die Symbolik des Cupidos erst nach 1920 einer Farbgebung zugeordnet. Da Cupido jedoch Alfred Wittes erste Planetenberechnung war, hat sich Witte erst nach dieser Zeit mit der Berechnung der Transneptuner beschäftigt.
- Da auf der Scheibe der Hinweis auf Kronos (Symbolik Sonne mit Saturn) fehlt, wurde die Scheibe vor der Berechnung des Kronos gefertigt. Kronos wurde 1924 veröffentlicht.
Die Einteilung in Farben und deren Zuordnung zu Planeten und Tierkreiszeichen war Alfred Wittes erster Schritt, um die möglichen Eigenschaften der noch unentdeckten Planeten einzugrenzen. Witte erweiterte damit die Arbeiten von Albert Kniepf. Einige Jahre später nutzte Friedrich Sieggrün das Schema von Witte für die Berechnung seiner eigenen Transneptuner (1927/1934).
Noch ein Hinweis: Die symbolische Kombination von zwei Faktoren, die wir auf der Gradscheibe sehen, wiederholt sich in den Symbolzeichen der Transneptuner. Daraus wurde fälschlicherweise der Schluss gezogen, die Bahnen der einzelnen Transneptuner seien in Wirklichkeit die kombinierten Bahnen zweier bekannter Planeten. Dies ist jedoch nicht der Fall, wie die Analysen von James Neely (Pseudonym) ergaben.