Sonnenfinsternisse

topozentrisch versus geozentrisch

Aus dem Begleitmaterial des Grundkurses Astrologie 2022

Die Astrologie verwendet hauptsächlich Positionswerte, die sich auf Positionen der Ekliptik beziehen. Astronomische Phänomene von Himmelskörpern zeigen sich allerdings im zweidimensionalen Horoskop auf andere Weise, als bei Beobachtung des dreidimensionalen Raums.

Besonders deutlich zeigt sich dies bei Sonnenfinsternissen, denn diese werden i.d.R. von der Erdoberfläche aus beobachtet (topozentrisch). Die Beobachtungsposition ist hier besonders entscheidend, weil der Mond sich im Gegensatz zu anderen Himmelskörpern sehr Nahe zur Erde befindet und der Mond ferner nur einen kleinen Schatten werfen kann.

Bei totalen Sonnenfinsternissen verläuft der Mondschatten in einem Band über die Erdoberfläche. Im chronologischen Verlauf kann die Sonnenbedeckung daher auf verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten beobachtet werden. Klick aufs Bild zur Vergrößerung.

Sonnenfinsternis 1999 (August Neumond 1999)

Könnten wir dem Mondschatten der totalen Sonnenfinsternis vom 11.8.1999 folgen, dann würden wir auf unserer Reise von der Nordamerikanischen Küste bis nach Indien eine rund 3 Stunden andauernde totale Sonnenfinsternis beobachten können.

Auf einer üblichen Horoskopzeichnung ist die Ortsabhängigkeit einer Sonnenfinsternis nicht erkennbar. Der Zeitpunkt der totalen Sonnenfinsternis 1999 im Horoskop ist der Moment, wenn die Mittelpunkte von Erde, Mond und Sonne sich auf einer Linie befinden. Es ist der Zeitpunkt eines Neumondes. In diesem Beispiel der Neumond vom 11.8.1999 um 11:08 UTC.

Am Beispiel Stuttgarts zeigt sich, welche Rolle der Beobachtungsort spielt. Aus der Sicht Stuttgarts, überlief der Kernschatten den Ort bereits eine halbe Stunde vor dem Neumond um 10:34 UTC.

Für Beobachtende einer totalen Sonnenfinsternis bietet sich ein besonderes Schauspiel. Die Sonne wird vom Mond "verschluckt", die Temperatur sinkt schlagartig und die Tierwelt reagiert ebenso deutlich. Der Vorgang erinnert an einem Sterbevorgang des mundanen Lebens – mit anschließender Wiedergeburt. Es kann daher leicht nachvollzogen werden, dass Urvölker ängstlich dem Schauspiel folgten und eine göttliche Warnung, Ermahnung oder Strafe vermuteten. Es ist jedoch zweifelhaft, wenn diese archaischen Gedankenwelt auf den Zeitpunkt des Neumondes ansatzweise übertragen wird. Die Frage stellt sich, ob die Sonnenfinsternis mit Bezug zum Erdmittelpunkt (Neumond) tatsächlich sich für die Analyse eignet, denn das Phänomen der Finsternis erlangt Bedeutung auf der Erdoberfläche.

Oben genannter Neumond hat stattgefunden, als der Kernschatten der Finsternis in Rumänien auf die Erdoberfläche traf. In Indien konnte zu diesem Zeitpunkt die Sonnenfinsternis noch nicht beobachtet werden, d.h. während in Rumänien das mundane Leben von Dunkelheit umschlossen war, konnte in Indien der Nachmittagstee noch ungestört in der Sonne eingenommen werden. Erst eine Stunde später begann die Finsternis in Indien.

In der Hamburger Schule spielen Sonnenfinsternisse keine besondere Rolle. Lokal, d.h. dort wo sich die Erde verfinstert, ist eine Verfinsterung natürlich auch für uns ein besonderes mundanes Ereignis mit kurzfristiger Gültigkeit.