Alfred Wittes astrologisches Ziel

von Ludwig Rudolph, Hamburg

Alfred Witte wurde vor dem ersten Kriege mit der Astrologie bekannt und durch Karl Brandler-Pracht in ihre Grundlagen eingeführt. Als Vermessungsbeamter beim Hamburger Senat waren exakte Berechnungen sein berufliches Element. Das übertrug sich auch auf seine astrologischen Arbeiten.

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges, der auch Witte zu den Fahnen rief, gab ihm Zeit und Gelegenheit, astrologische Grundsätze in der Praxis der schicksalhaften und wechselvollen täglichen Kriegsereignisse zu prüfen.
Da waren die Mundanhoroskope, die Tages-  und Stundenhoroskope, die Transite, aber auch die Geburtshoroskope mit ihren Häusern und die Direktionen zu betrachten. Es gab kaum eine bessere Gelegenheit zu prüfen, wie weit die Theorie der Praxis bei den sich oft überstürzenden Kriegsereignissen zu folgen vermochte. Die Ereignisse mussten ja nach der Theorie zu erkennen und auseinander zu halten sein. Die Zahl, die Zeit, der Ort waren hier wichtige Elemente. Der einfache Blick in die Ephemeride nach den täglichen Aspekten und Transiten genügte nicht. So verblüffend sie manchmal waren, das nächtemal versagten sie und gaben keine Erklärung. Das konnte aber nicht sein, denn Astrologie ist richtig, daran zweifelte Witte nicht.  Es musste also noch andere Wege astrologischer Erkenntnisse geben, als sie üblich waren.

Gradscheibe nach Alfred WitteHier lag ein erstrebenswertes Ziel. Da setzte der Techniker und Rechner Witte ein. Er schaffte sich zunächst sein rationelles Handwerkzeug, die im Mittel drehbare 360°-Scheibe mit Zeichen, Häusern und Aspekten, an deren Außenrand man — schnell die Planeten für jederzeit und jeden Ort einsetzen kann, — die Winkelverhältnisse, — die Häuser und ihre Veränderungen — und  die täglichen Veränderung überhaupt eingehend studieren und das gradrichtige liegende Bild des Himmels visuell betrachten und erfassen kann.

Man gewinnt so ein lebendiges Bild vom Himmel, dessen ewiger Wechsel für bestimmte Situation an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten festgehalten ist. Das visuelle Bild und seine Veränderungen sprechen förmlich. Je mehr man diese Betrachtung übt, desto mehr sieht man und erkennt schließlich genau wie Witte seinerzeit, dass Ereignisse entscheidender und Bedeutung klarer durch gleiche Abstände der Planeten von beiden Seiten einer Achse angesprochen werden, als durch Aspekte.

Er nannte solche Verhältnisse: Planetenbilder. Man sieht auch, dass oft gute Aspekte im Geburtshoroskop und „gute“ Transite bei schlechten Ereignissen – und umgekehrt  – „schlechte“ Aspekte und Transite bei guten Ereignissen auftreten. Dabei sprechen die Planetenbilder die Ereignis wird treffend an, nicht aber die Aspekte. Das Ziel Wittes war, eine exakte Rechnung und eine treffende Deutung zu erreichen. Seine der widerstreitenden Untersuchungen mit Aspekten und transitären zwangen ihn, dass Planetenbild komplex über die Aspekte zu stellen, weil die exakte Rechnung und die treffende Deutung dann erst erfüllt werden.

Planetenbilder, die keine Aspekte zeigen, aber in der Deutung charakteristisch sind, bestätigen das. Bei der Vielzahl der Aspekte und der großen Orben ist aber ganz natürlich, dass in der Mehrzahl der Planetenbilder auch irgendwelche Aspektverbindungen stehen. Das können „gute“, „schlechte“ oder „gemischte“ sein. Bedeutsamer als sie sind aber die im Planetenbild zusammen geführten Planeten –Naturen. Die gaben daher Witte auch die Grundlage für die Deutungen im Regelwerk.